Auf Social Media wird so viel Haut gezeigt wie nie zuvor. Für Jugendliche kann das Empowerment und Body Positivity bedeuten, aber auch für Verunsicherung und Slutshaming sorgen. Die Sexualpädagogin Stefanie Grötz erklärt im neuen amRand-Podcast, was das für Jugendliche bedeutet.
AUDIO, TEXT: JULIA PABST
Es ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits kann es ein Ausdruck von Selbstliebe, Empowerment und Akzeptanz sein, wenn Frauen ihren Körper online zeigen. Es kann vermitteln, dass auch Körper, die nicht dem gängigen Schönheitsideal entsprechen, schön sind und dass Narben und Sommersprossen einen Menschen zu etwas Besonderem machen, erklärt die Sexualtherapeutin und SPÖ-Bezirksrätin im 17. Wiener Gemeindebezirk Stefanie Grötz.
Andererseits sorgen Bilder von halbnackten Frauenkörpern auch für Unsicherheiten – gerade bei makellosen Porträts drängt sich bei vielen die innere Kritiker*in in den Vordergrund. "Gerade Apps wie Facetune oder Photoshop haben eine negative Auswirkung auf das Selbstbild von jungen Menschen", sagt Grötz. Sie würden ein unrealistisches Bild von Schönheit und Sexualität erzeugen.
Die Sexualisierung von Frauen beginnt für Grötz nicht bei Bikinifotos von jungen Mädchen auf Instagram – generell zeige sich in der Gesellschaft, dass Frauenkörpern gerade in der Werbung objektifiziert werden. Auf großen Postern werden Autos mit leicht bekleideten Frauen dargestellt, Mädchen mit straffen Beinen und einem wohlgeformten Busen werben für Burger und Pommes. "Dabei werden Produkte durch die Objektifizierung von Frauen vermarktet, die gar nichts mit Frauenkörpern zu tun haben", kritisiert Grötz.
Stefanie Grötz ist Sexualpädagogin. (c) SPÖ Hernals
Die monetären Anreize von Plattformen wie OnlyFans ermutigen junge Frauen dazu, ihre Sexualität zu instrumentalisieren und daraus Profit zu schlagen. Dabei schlägt ihnen viel Widerspruch entgegen. Das Stigma gegen Sexarbeit in der Gesellschaft sei nach wie vor groß, bemerkt Grötz: "Sobald eine Frau ihre Sexualität selbst in die Hand nimmt und sich empowered fühlt, wird das als negativ angesehen. So eine 'Hure', wird dann gesagt."
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Lola ist 18 und lebt hauptberuflich vom Posten erotischer Fotos auf der Plattform OnlyFans. Damit folgt sie dem internationalen Trend, Erotikinhalte selbst zu produzieren. Während einige von sexuellem Empowerment reden, sehen andere einen schnellen Fall in die Pornoszene.
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