Früher oder später trauern wir alle einmal. Es ist natürlich, dass wir geliebte Menschen verlieren, weil sie sterben. Aber trotzdem ist der Umgang mit Trauer oft schwierig. Trauer- und Sterbebegleiter Michael Lippka-Zotti spricht über Trauer, Trauerarbeit und darüber, warum Trauernde Großes leisten.
TEXT & AUDIO: URSI ZAISER
Wenn ein Mensch stirbt, lässt er meist Familie und Freunde zurück. Diese haben dann die Aufgabe, mit dem Verlust dieses Menschen zurechtzukommen. Wie gut das gelingt, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich und auch abhängig von der Situation. Wie ist der Mensch gestorben? Konnten die Angehörigen sich verabschieden? Aber ganz egal, wie leicht oder schwer die Trauer sich anfühlt, „Trauernde leisten wirklich Arbeit“, meint Michael Lippka-Zotti. Trauer sei ein sehr aktiver Prozess, der eine bewusste Auseinandersetzung mit dem Verlust erfordere.
Das ganze Gespräch in der neuesten Episode des amRand-Podcasts: https://open.spotify.com/episode/5D3axm2RNUOp68fBYJvbvW?si=76dd5e5fd87c47da
Obwohl Trauer den Betroffenen oft einiges abverlangt, neigen laut Lippka-Zotti viele Menschen dazu, sich von Trauernden zurückzuziehen. Dabei wäre es oft wichtig, ihnen zur Seite zu stehen. „Sie sagen eh, wenn es ihnen zu viel wird.“ Freund*innen oder Nachbar*innen könnten Trauernden zum Beispiel Lebensmittel vorbeibringen, um sie ein wenig zu entlasten.
Michael Lippka-Zotti ist unter anderem Trauer- und Sterbebegleiter und Sozialarbeiter © viereckschanze.com
Trauer sei allen voran eine Fähigkeit, so Lippka-Zotti. „Gott sei Dank können wir trauern.“ Eine gesunde Trauer sei dann erreicht, wenn sie einem Menschen helfe, mit einem Verlust so gut zurechtzukommen, dass er danach gut weiterleben kann: „Das Leben nach dem Tod eines geliebten Menschen kann wieder schön werden.“ Auch wenn es nicht mehr so werde wie vorher.
Wenn du das Gefühl hast, mit deiner Trauer nicht allein zurechtzukommen, kannst du dich an diese Stellen wenden.
Telefonseelsorge: Die Telefonseelsorge wird von den römisch-katholischen und den evangelischen Kirchen getragen. Du kannst dort sieben Tage die Woche jederzeit kostenlos anrufen.
Bundesarbeitsgemeinschaft Trauerbegleitung: Die Bundesarbeitsgemeinschaft Trauerbegleitung (BAT) bietet zahlreiche Angebote in allen Bundesländern. Hier findest du eine Liste mit allen Angeboten.
Rainbows: Rainbows unterstützt speziell Kinder und Jugendliche, wenn sie trauern. In Kindergruppen oder Tagescamps können sie Trauer aufarbeiten.
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Wie ist das eigentlich, mit Toten zu arbeiten? Im Rahmen unseres Schwerpunktes haben wir mit Bestatter*innnen über ihre Arbeit gesprochen. Wenn du herausfinden willst, warum ein Mensch diesen Beruf ergreift und was der Alltag als Bestatter*in mit sich bringt, findest du hier die Geschichte.
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